Unperfekt - Perfekt
Eine Geschichte der Waldfrau
Eine Geschichte der Waldfrau
Das Gefühl,
im
hier und jetzt Falsch zu sein.
Treibt
mich wieder in meinen Wald.
Ich
eile und bemerke meine Verfolger erst spät.
Es
sind die Schatten der Zweifel,
die
denken, sie seien im Recht.
Die
Schatten sind laut und energisch.
Endlich
sehe ich das Tor in den Wald
und
gehe noch schneller.
Zu
meiner Überraschung,
sitzt
auf einem umgestürzten Baum die Greisin.
Ob
sie wohl im Wald wohnte?
Unsere
Begegnungen sind zufällig und doch...
Ich
habe die Greisin zuvor erst einmal gesehen,
bei
der alten Stelle an der die Sorgensteine liegen.
Sie
lächelt mit einer unvorstellbaren Güte
und
umarmte mich.
In
dieser Sekunde verschwinden die Schatten hinter mir.
Von
unsere letzten Begegnung weiss ich,
dass
die Greisin keine Frau der grossen Worte ist.
Sie
nimmt mich bei der Hand
und
wir gehen gemeinsam ein Stück.
Bei
den Wurzelhügeln bleibt sie stehen
und
deutet mir, mich zu setzen.
„Du
bist nicht falsch. Lerne gegen die Schatten zu kämpfen.
Lerne
deine Gabe zu schätzen.“
Ihre
Worte klingen überraschend energisch.
Die
Greisin erhebt sich und winkt mir,
ihr
zu folgen.
Mit
ihren dünnen Finger deutet sie auf einen Baum,
welcher
mit einem Kreuz gezeichnet war.
Auf
mich wirkte er wunderschön, besonders.
Eine
kurze Zeit später,
deutet
sich vor uns ein kleiner Waldweg an,
an
dessen Seiten Löwenzahn leuchtet.
Es
müssen hunderte sein...
Die
Greisen lächelt und kniet sich zu einer bestimmten Löwenzahnblume
nieder.
Sie
winkt mich zu sich und ich sehe eine weitere Besonderheit.
Ich
denke mir das diese Blume wohl besonders stark und
mächtig
verwurzelt sein muss.
Während
ich mich erhebe, sehe ich vor mir
den
schönsten Weg den ich bisher entdecken durfte.
In
meinen Augen absolute Perfektion,
in
anderen Augen wohl Unordnung.
Die
warme und weiche Hand der Greisin liegt auf meiner Schulter
„Siehst
du? Jeder hier im Wald ist unperfekt – perfekt. Besonders. Wären
hier alle gleich, gäbe es uns nicht, nicht so. Bereue nie, dass du
nicht zur grossen Masse gehörst. Sondern sei stolz.“
Da
stehe ich nun, wieder alleine.
Vielleicht
habe ich geträumt?
Aber
ihre Worte in meinem Kopf.
Unperfekt
– perfekt.
Stolz
darauf sein.
Was
auch immer heute wirklich oder unwirklich war,
ich
lerne daraus.
Keiner
von uns, der anders ist, ist falsch.
Wir
sind absolut unperfekt – perfekt!
© Die Waldfrau